Die deutsche Mediengruppe FUNKE hat grünes Licht für den Verkauf ihrer 50‑Prozent‑Beteiligung an Österreichs reichweitenstärkstem Boulevardblatt, der Kronen Zeitung, erhalten. Das bedeutet: Die Dichand‑Familie wird künftig das Volleigentum an dem Blatt übernehmen, ein bedeutender Schritt auf dem österreichischen Verlagsmarkt.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund und Eckdaten
- FUNKE war bereits 1987 bei der Kronen Zeitung eingestiegen.
- Nun, nach einer Grundsatzvereinbarung im Juni, kann Herausgeber Christoph Dichand die 50‑Prozent‑Anteile übernehmen.
- Der Wettbewerbaufsichtsbehörde Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) war die Übernahme gemeldet worden; ein Prüfungsantrag vor dem Kartellgericht wurde nicht gestellt, womit der Weg rechtlich frei ist.
- Angaben zur Höhe des Kaufpreises fehlen; österreichische Medien schätzen ihn auf eine „nicht hohe zweistellige Millionensummen“.
Bedeutung & Auswirkungen
Für die Dichand‑Familie bedeutet der vollständige Erwerb der Kronen Zeitung eine Rückkehr zur vollen Kontrolle, eine Entscheidung, die nach Angaben von Medienforscher Andy Kaltenbrunner als „riesiger Schritt auf einem schwierigen Weg“ bezeichnet wurde.
Für FUNKE hingegen schließt sich ein Kapitel: Der Rückzug aus Österreich markiert eine strategische Neuausrichtung.
Die Kronen Zeitung bleibt mit einer Reichweite von über 1,6 Millionen Leserinnen und Lesern das Leit‑Boulevardblatt in Österreich.
Ein unmittelbarer Vorteil für die neue Alleingesellschaft: Entscheidungen über Investitionen, Produktinnovation oder strategische Ausrichtung können künftig ohne Mitgesellschafter schneller getroffen werden. „Einfacher für Geschäftsentscheidungen“, so Kaltenbrunner.
Offene Fragen & Herausforderungen
- Die genaue Aufteilung der Anteile innerhalb der Familie Dichand, namentlich gegenüber Johanna und Michael Dichand, ist bislang unklar.
- Welche Auswirkungen sich dadurch auf das Verlagshaus Mediaprint ergeben, dem die Kronen Zeitung angegliedert ist: Im Jahr 2023/24 hatte Mediaprint einen Verlust von knapp 2,6 Mio. Euro vor Steuern gemeldet, der Sanierungskurs ist fragil.
- Der Verlagsmarkt befindet sich in einer spürbaren Umbruchsphase: Arbeitsplatzabbau, sinkende Printauflagen und steigender Kostendruck. In diesem Umfeld ist die vollständige Übernahme ein Signal für Stabilitätssuchende.
- Auch für FUNKE stellt sich die Frage: Wird es künftig zu weiteren Rückzügen aus Österreich kommen? Bereits wird spekuliert, dass FUNKE auch den 50‑Prozent‑Anteil an der Zeitung „Kurier“ veräussern könnte, an die derzeitige Miteigentümerin Raiffeisen‑Holding NÖ‑Wien.
Fazit
Mit dem Verkauf der 50 % an der Kronen Zeitung übernimmt Christoph Dichand die alleinige Kontrolle, ein zentraler Wandel im österreichischen Mediengefüge. Für die FUNKE Mediengruppe bedeutet dies einen bewussten Ausstieg, für die Dichand‑Familie eine Rückkehr zur Vollmacht im eigenen Haus. In einem herausfordernden Umfeld für Printmedien markiert die Transaktion einen strategischen Akzent, sowohl in Bezug auf Eigentumsverhältnisse als auch auf unternehmerische Handlungsfähigkeit.