In einer zunehmend digitalen Medienlandschaft behaupten sich die Tageszeitungen weiterhin als feste Größe im Alltag der Bevölkerung. Das belegt eine aktuelle Auswertung der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma), die eindrucksvoll zeigt: Täglich greifen über 54 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren zu einem Zeitungsangebot, sei es gedruckt oder digital. Das entspricht rund 38,6 Millionen Menschen, die sich jeden Tag über das aktuelle Geschehen aus Zeitungen informieren.
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Diese Zahl überrascht in einer Zeit, in der der Medienkonsum stark fragmentiert ist und sich viele Inhalte auf sozialen Plattformen, News-Apps und Videoformaten abspielen. Doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Tageszeitungen sind auch heute noch ein bedeutender Teil der öffentlichen Meinungsbildung.
Print bleibt stark, Digital wächst stetig
Laut der neuen Reichweitenerhebung basiert die hohe Gesamtreichweite auf einer klugen Verzahnung zweier Kanäle: klassische Printausgaben und digitale Angebote wie E-Paper, Websites und News-Apps der Zeitungen. Allein die Printausgaben erreichen täglich 45,2 Prozent der Bevölkerung, ein stabiler Wert, der zeigt, dass das gedruckte Medium keineswegs ausgedient hat.
Hinzu kommen 15,9 Prozent Reichweite über digitale Kanäle, was einem Zuwachs gegenüber früheren Jahren entspricht. Die Zahlen verdeutlichen, dass die konvergente Nutzung, also das Lesen von Zeitungsinhalten über verschiedene Kanäle hinweg, zunehmend zum Alltag vieler Leserinnen und Leser gehört.
Neue Konvergenzdatei schafft erstmals umfassenden Überblick
Die Grundlage für diese differenzierte Betrachtung bildet die neue TZ-Konvergenzdatei der agma. Dabei handelt es sich um eine methodisch neue Verbindung der klassischen Media-Analyse Tageszeitungen (ma 2025 Tageszeitungen) mit der digitalen Studie Digitales Nutzerverhalten Analyse (DNA). Diese Kombination erlaubt erstmals eine ganzheitliche Erfassung der Zeitungsnutzung, die sowohl Print- als auch Online-Kanäle einbezieht.
Erfasst wurden dabei 93 Zeitungstitel inklusive regionaler Ausgaben, eine umfassende Basis, die dem deutschen Zeitungsmarkt in seiner Vielfalt Rechnung trägt. Die Studie zeigt: Zeitungsmarken entfalten ihre Wirkung längst über das klassische Medium hinaus. Ob am Frühstückstisch, im Büro oder unterwegs auf dem Smartphone, Zeitungen sind präsent.
Hohe Nutzung auch im Wochen- und Monatsvergleich
Noch beeindruckender fällt der Blick auf die wöchentliche und monatliche Nutzung aus:
- Wöchentlich erreichen Tageszeitungen 78,0 Prozent der Bevölkerung,
- monatlich sogar 86,8 Prozent.
Diese Werte unterstreichen, dass Zeitungen nicht nur ein tägliches Informationsangebot darstellen, sondern auch regelmäßig wiederkehrend genutzt werden, etwa am Wochenende oder als Ergänzung zu anderen Medien.
Vor allem regionale Abonnementzeitungen zeigen sich dabei als stabile Säulen im Medienmix: 46,3 Prozent der Bevölkerung nutzen täglich Inhalte aus regionalen Zeitungstiteln, sei es in gedruckter oder digitaler Form.
Breite demografische Durchdringung
Ein weiteres Ergebnis der Studie betrifft die demografische Verteilung der Leserschaft. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist gering:
- Täglich lesen 57,7 Prozent der Männer und 51,2 Prozent der Frauen eine Zeitung.
- Bei regionalen Abotiteln liegt die Reichweite nahezu gleichauf: 47,0 Prozent bei Männern, 45,6 Prozent bei Frauen.
Diese Zahlen sind auch für Werbetreibende von Relevanz, denn sie zeigen, dass Tageszeitungen ein breites Publikum in nahezu allen Zielgruppen erreichen, ein nicht zu unterschätzender Faktor in einer Medienwelt, in der Reichweiten sonst oft sehr zielgruppenspezifisch sind.
Reichweite als stabiles Fundament für die Zukunft
Die neue Konvergenzstudie bringt es auf den Punkt: Tageszeitungen sind längst nicht tot, sie leben digital weiter. Mit einer Reichweite von über 54 Prozent täglich und mehr als 86 Prozent monatlich gehören sie weiterhin zu den wichtigsten Informationsquellen der Bevölkerung.
Für Verlage, Medienplaner und politische Entscheider sind diese Zahlen ein wichtiges Signal: Die Zeitungsmarke besitzt auch im digitalen Zeitalter eine hohe Glaubwürdigkeit und Relevanz.
Die Herausforderungen bleiben jedoch bestehen: Vor allem in der digitalen Monetarisierung müssen Verlage Wege finden, ihre journalistische Qualität auch wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten. Die neue Reichweitenmessung liefert dafür jedoch ein solides Fundament, das die Zukunftsfähigkeit des Mediums deutlich unterstreicht.
Fazit
Trotz TikTok, Twitter & Co., die Tageszeitung bleibt ein starkes Stück Medienrealität. Ihr Erfolgsgeheimnis? Relevanz, Vertrauen und die Fähigkeit, sich an neue Lesegewohnheiten anzupassen. Die neuen Reichweitenzahlen beweisen: Wer informiert sein will, kommt an der Tageszeitung, ob auf Papier oder digital, nicht vorbei.