Neue Struktur und strategische Weichenstellung bei Axel Springer

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Axel Springer stellt sich für die Zukunft neu auf und bereitet eine umfassende Reorganisation der Unternehmensführung vor. Mit einer schlankeren Führungsstruktur und einer klaren Trennung des Medien- und Classifieds-Geschäfts soll das Unternehmen, das weiterhin stark auf Digitalisierung und transatlantische Ausrichtung setzt, für kommende Herausforderungen besser aufgestellt werden. Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner sprach von einem „nächsten Kapitel“ und einem „Generationenwechsel“, der mit den aktuellen Entscheidungen eingeleitet werde.

Strategische Neuausrichtung und Teilung der Unternehmensbereiche

In einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter erläuterte Mathias Döpfner die Beweggründe für die bevorstehenden Veränderungen. Demnach sollen die Geschäfte von Stepstone, Aviv, finanzen.net und Awin von den Mehrheitseigentümern KKR und CPP Investments weitergeführt werden, während Axel Springer als Minderheitsgesellschafter mit einem Anteil von 15 Prozent beteiligt bleibt. Im Gegenzug wird das Mediengeschäft des Konzerns, das die Marken BILD, WELT, POLITICO, Business Insider, Morning Brew, idealo und weitere umfasst, von Axel Springer vollständig übernommen. „Der Traum, den Friede Springer und ich damals nicht richtig zu träumen wagten, ist im Begriff, in Erfüllung zu gehen“, kommentierte Döpfner den lang gehegten Wunsch, das Mediengeschäft unter der Kontrolle der Familie zu halten.

Führungswechsel: Neues Vorstandsteam und Aufsichtsrat

Neben der strategischen Neuausrichtung kündigte Döpfner eine Reihe von Personalwechseln an der Führungsspitze an. Der langjährige Wegbegleiter Ralph Büchi wird den Vorsitz des Aufsichtsrates nach Abschluss der Transaktion abgeben und als Gründungsvorsitzender eines neuen Beirats agieren, der den Vorstand strategisch berät. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wird Jan Bayer, der nach zwölf Jahren im Vorstand des Unternehmens künftig die Geschicke des US-Geschäfts leiten und gleichzeitig den Aufsichtsrat führen wird. Bayer sei für Döpfner stets „der wichtigste Sparringspartner“ gewesen, dessen Meinung er in den vergangenen Jahren besonders geschätzt habe.

Julian Deutz, bisher Chief Financial Officer bei Axel Springer, wird CEO der neu gegründeten AS Classifieds. Deutz übernimmt damit die operative Leitung des mehrheitlich von KKR und CPP Investments geführten Classifieds-Geschäfts, das Stepstone, Aviv und finanzen.net umfasst. Döpfner würdigte Deutz als einen herausragenden Finanzexperten, der „mit Wortwitz und Charme“ auch die komplexesten Situationen gemeistert habe.

Eine besondere Entscheidung ist der Rückzug von Niddal Salah-Eldin, die sich nach erfolgreichen Jahren im Vorstand dazu entschlossen hat, das Unternehmen zu verlassen. Salah-Eldin wolle sich in Zukunft vermehrt humanitären Projekten in ihrem vom Krieg zerstörten Heimatland Sudan widmen. „Ihre selbst bei schwierigsten Themen immer positive Energie wird ihr dabei helfen“, so Döpfner über ihren Abschied.

Neuer Vorstand und klare Verantwortlichkeiten

Der künftige Vorstand wird deutlich kleiner und nach einem angelsächsischen Vorbild organisiert. Mathias Döpfner wird weiterhin als CEO fungieren und einen neuen Fünfjahresvertrag unterschreiben. Ihm zur Seite stehen werden Mark Dekan als Chief Financial Officer (CFO) und Claudius Senst als Chief Operating Officer (COO). Senst, der bisher als CEO der BILD-Gruppe tätig war, soll künftig die strategische Steuerung aller operativen Geschäfte von Axel Springer übernehmen und neue, KI-basierte Wachstumsprojekte identifizieren und umsetzen.

Für die beiden Hauptmarken des Mediengeschäfts wurden ebenfalls neue Führungsstrukturen definiert: Carolin Hulshoff Pol wird als CEO der BILD-Gruppe eingesetzt, während Peter Würtenberger die WELT-Gruppe leiten wird. Beide sind seit vielen Jahren im Unternehmen tätig und verfügen über umfangreiche Erfahrung in ihren jeweiligen Bereichen.

Zukunftsvision und Werteorientierung

Mathias Döpfner betonte in seiner Nachricht, dass diese Veränderungen nicht nur organisatorischer Natur seien, sondern auch eine neue Unternehmensphilosophie widerspiegelten. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen das führende transatlantische digitale Medienunternehmen in der demokratischen Welt bauen“, erklärte er. Dabei blieben Unternehmertum, Kreativität und Integrität zentrale Werte. Besonders in einer Zeit zunehmender Polarisierung und Fake News sieht Döpfner den Konzern in einer besonderen Verantwortung: „Je mehr Polarisierung unsere Medienlandschaft bestimmt, desto mehr glaube ich an unseren Kompass.“

Abschließend zeigte sich Döpfner zuversichtlich, dass die neue Struktur es dem Unternehmen ermöglichen werde, die Chancen der Digitalisierung noch besser zu nutzen und den Weg in die Zukunft als führender Anbieter digitalen Journalismus erfolgreich zu gestalten. „Lasst uns gemeinsam das nächste Kapitel von Axel Springer schreiben“, lautete sein Appell an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die er als zentrale Säule dieses Veränderungsprozesses sieht.

Mit dieser Neuausrichtung schafft Axel Springer die Voraussetzungen, um sowohl im digitalen Journalismus als auch in den stark wachsenden Geschäftsbereichen von Classifieds weiterhin erfolgreich zu bleiben und sich international als ein führender Akteur zu positionieren.

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